Handlungsfeld Wertschätzung und Sichtbarkeit

„Applaus alleine reicht nicht!“ Wertschätzung beginnt beim respektvollen Umgang und der Anerkennung der geleisteten Arbeit und reicht bis zu fairer Bezahlung und passgenauen Förderinstrumenten. Und sie umfasst alle Akteur*innen des Feldes – jeder und jede hat es verdient, in der jeweiligen Tätigkeit angemessen honoriert zu werden. Wertschätzung beinhaltet außerdem die Sichtbarkeit in der öffentlichen Wahrnehmung.

Die Sorge für bessere Arbeits- und Teilhabebedingungen im Feld der Kultur- und Bildungsarbeit stützt sich auch auf die Anerkennung des Mehrwertes dieser Arbeit für die Region: Bildung und Kultur wirken als Standortfaktoren, als Betätigungsfeld für aktive Bürger*innen und tragen zu einer großen, direkten und indirekten regionalen Wertschöpfung bei.

Von den Befragten wurden vielschichtige Herausforderungen genannt, bei denen die gezielte Förderung von mehr Wertschätzung und Sichtbarkeit dazu beitragen kann, diese zu meistern und die Potenziale der kulturellen Bildung nachhaltig zu entfalten. Diese Webseite dient der Vertiefung des Handlungsfelds Wertschätzung und Sichtbarkeit und liefert tiefe Einblicke in die Texte der Publikation. Eine Übersicht über die weiteren Handlungsfelder und weiterführende Informationen finden Sie hier oder in unserer Publikation.

Kurzübersicht zum Handlungsfeld Wertschätzung und Sichtbarkeit

„Es war weder finanzielle Wertschätzung noch zum Teil zwischenmenschliche Wertschätzung da […]. Und dann verlier‘ ich natürlich […] auch meine Lust, mich dann […] zu öffnen und meine Kunst und meine Ideen weiterzuvermitteln.“ Teilnehmer auf dem Labor in Niederbayern

Wertschätzung und Sichtbarkeit wurde als Themenfeld vielfältig von den Befragten angesprochen:

  • Mangelnde Wertschätzung: Die Akteur*innen empfinden mangelnde Wertschätzung als hinderlich für ihr Engagement in der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen, da sie oft das Gefühl haben, nicht genügend Anerkennung zu erhalten.
  • Druck rausnehmen – Finanzielle Wertschätzung als Grundvoraussetzung: Es wird als wichtig erachtet, dass finanzielle Wertschätzung den Druck auf Projektakteur*innen verringert und ein größeres Vertrauen in ihre Arbeit fördert.
  • Förderbedingungen vereinfachen: Die Befragten schlagen vor, Antragsverfahren und Förderbedingungen zu vereinfachen, um die Teilnahme an Förderprogrammen zu erhöhen und die Planungssicherheit zu verbessern.
  • Wertschätzung von Konzeption und Verwaltungsaufwand: Der hohe Aufwand für die Planung und Verwaltung kultureller Bildungsprojekte wird als unverhältnismäßig wahrgenommen, weshalb eine finanzielle Anerkennung in Form von Pauschalen gewünscht wird.
  • Wertschätzung und Sichtbarkeit durch Öffentlichkeitsarbeit: Öffentlichkeitsarbeit wird als eine notwendige Maßnahme gesehen, um die Sichtbarkeit kultureller Bildungsarbeit zu steigern, wobei eine verbesserte Zusammenarbeit mit Kommunen und Medien angestrebt wird.
  • Wertschätzung der Fachdisziplin Kulturelle Bildung: Es wird angeregt, Kulturelle Bildung als Fach an Schulen einzuführen, um ihre positiven Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung stärker in der Bildungspolitik zu verankern.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu den einzelnen Punkten können Sie dem folgenden Menü entnehmen. Über das Plus/Minus-Symbol auf der rechten Seite können Sie die jeweiligen Beiträge auf- bzw. zuklappen. Eine volle Übersicht erhalten Sie in unserer Publikation.

Wertschätzung halten die Akteur*innen für ausschlaggebend, um anhaltendes Engagement für die Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen zu erbringen. Fehlt diese und fühlen sich die Befragten von der kommunalen Verwaltung oder von Fördermittelgebenden allein gelassen, mindert das die Motivation, immer wieder für die eigene Profession einzutreten und oft ehrenamtlichen Mehreinsatz zu leisten.

Vor allem auf lokaler Ebene nehmen die Befragten den Umgang als wenig wertschätzend wahr, wenn etwa Drittmittel, die für kulturelle Bildungsprojekte eingeworben werden, nicht gesehen werden. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung erleben sie teils positiv als ermöglichend, teils negativ als hemmend und verhindernd. Es wird außerdem kritisiert, dass die Durchführenden der Projekte kaum Sichtbarkeit erhalten, während sich die Fördergebenden in der Presse „mit fremden Federn“ schmücken. Ein Interviewter vermutet, dass Kulturelle Bildung in seinem Ort nicht erwünscht sei.

Wertschätzung beginnt mit den Antragsverfahren für Fördermittel für Kulturelle Bildung. Die Befragten fühlen sich in einem Modus der Rechtfertigung und unter ständigem Druck, immer neue Ansätze und Angebote liefern und nach jedem Projekt von vorne anfangen und wieder überzeugen zu müssen. Die Praxisakteur*innen wünschen sich mehr Vertrauen der Geldgebenden in ihre Person und die Qualität ihrer Arbeit. Stattdessen sind Fördermittel teilweise mit so engen Förderrichtlinien verbunden, dass sie ihre Ideen jeweils an die verschiedenen Vorgaben und Vorstellungen der Unterstützenden anpassen müssen. Den Befragten ist klar, dass es für Mittel- und Auftragsvergaben einer gewissen Grundlage und Rechtfertigung bedarf, aber mehr Zutrauen würde ihnen einen Motivationsschub und einen größeren Aktionsspielraum verschaffen.

Befragte empfehlen, durch vielfältigere Förderschienen, offener formulierte Förderbedingungen und vereinfachte Antragsverfahren, den Kreis der Antragsstellenden und damit die Bandbreite der Projektideen zu vergrößern. Ein niedrigschwelliges Fördersystem führt auch zu mehr Beständigkeit und Planungssicherheit. Außerdem sollte statt Schubladendenkens auch bei Förderprogrammen ressortübergreifend zusammengearbeitet werden. Kommunen müssen in die Lage versetzt werden, mit adäquaten Mitteln Förderungen ortsspezifisch auszugestalten.

Mit Blick auf finanzielle Wertschätzung wird von Leistungen berichtet, die im Rahmen von kulturellen Bildungsprojekten gezwungenermaßen ohne Bezahlung erbracht werden: Der hohe Zeitaufwand für Ideenfindung, Ausarbeitung sowie Antragsstellung, Verwaltung, Verwendungsnachweis und Abwicklung wird meist nicht mitfinanziert und steht insbesondere bei kleinen Vorhaben in keinem Verhältnis zur Fördersumme. Die Befragten regen deshalb an, Konzeption und Verwaltung über Pauschalen abzubilden. Damit würde die beständige (Fort-) Entwicklung neuer kultureller Bildungsprojekte gewürdigt. Außerdem muss der Aufwand bei kleineren Förderbeträgen reduziert werden, damit sich eine Antragsstellung überhaupt lohnt. Preise und Auszeichnungen im Bereich der Kulturellen Bildung sind nicht immer dotiert, was die intendierte Anerkennung schmälern kann.

Um Kulturelle Bildungsarbeit sichtbarer zu machen, wird Öffentlichkeitsarbeit als wichtige Aufgabe hervorgehoben. Beispielsweise sorgen Tage der offenen Tür für mehr Bekanntheit. Die Akteur*innen aus der Praxis bräuchten Unterstützung, um eigeninitiativ Öffentlichkeitsarbeit betreiben zu können. Sie wünschen sich bessere Zusammenarbeit mit ihren Kommunen, der Presse und den Medien oder landes- bzw. bundesweiten Netzwerken. Bewährte Instrumente wie kulturelle Veranstaltungskalender, Homepages der Kommunen, weitere digitale Informationsangebote und gedruckte Broschüren müssen besser aufeinander abgestimmt und ausgebaut werden. Flächendeckende Online-Plattformen für Kulturelle Bildung können die Sichtbarkeit für Gemeinden, potenzielle Kooperationspartner* innen und Publikum deutlich verbessern, befanden Teilnehmende des Labors in Mittelfranken.

Kulturelle Bildung ist in ländlichen Räumen – das zeigen die Labore – noch nicht überall als Begriff bekannt oder als Disziplin präsent. In Schulen sollte sie nach Meinung einiger Befragter als Unterrichtsfach etabliert werden, das viele fächerübergreifende Kompetenzen vermittelt, beispielsweise Eigeninitiative und Flexibilität, Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit, Selbstorganisation und Reflexivität. Diese Wahrnehmung der persönlichkeitsbildenden Wirkung müsste in den Institutionen der schulischen und außerschulischen Bildung sowie in der (Bildungs-)Politik verankert werden. Ein Weg dahin könnten Fortbildungen sein, in denen Entscheider* innen und Verwaltungsmitarbeitende ihre Kenntnisse zu kultureller Bildungsarbeit und deren Nutzen vertiefen. Neben weichen Faktoren sollte man dafür auch die positiven monetären Folgen erfolgreicher Kultureller Bildung aufzeigen, was ihren Wert zusätzlich unterstreichen kann: Um dem Totschlagargument knapper kommunaler bzw. staatlicher Haushalte zu begegnen, könnte in Zahlen aufgezeigt werden, wie viel Kulturelle Bildung kostet und wie viel sie demgegenüber direkt und indirekt einbringt.

Handlungsempfehlungen Wertschätzung und Sichtbarkeit

„Und wir haben auch festgestellt, dass die Antragslogik umgedreht werden muss. Also von ‚Der Antragssteller, die Antragsstellerin ist der böse, wirtschaftsorientierte Feind, der nur unser Geld will‘ hin zu ‚Ihr macht tolle Sachen für die Kultur, hier ist unsere Kohle‘. Eben bestenfalls.“ Teilnehmer aus Unterfranken

Ausgehend von den Herausforderungen, mit denen sich Akteur*innen der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen konfrontiert sehen, und unter Berücksichtigung der Ideen, die in den Laboren im Projekt „Land schafft Kultur“ entwickelt wurden, ergeben sich nachfolgende Handlungsempfehlungen zum Themenfeld Wertschätzung und Sichtbarkeit:

  • Nutzung von Leerständen ermöglichen und unterstützen, z.B. durch vereinfachte Verfahren für Nutzungsänderung und Baurecht, Ausbau einer Förderkulisse für Zwischennutzungen, Entbürokratisierung
  • Niederschwellige Zugänge zu Kulturorten schaffen, z.B. durch Sharing-Kultur und zentrale Koordinierung
  • Mobile Formate und Outreach stärken und ausbauen, z.B. durch den Transfer erfolgreicher Modelle, Qualifizierung und Anreize
  • Förderprogramme und -richtlinien für ländliche Räume anpassen, z.B. bezüglich Fahrtkosten/-zeiten, geringerer Eigenmittelanteil, Kleininvestitionen

Auf Augenhöhe handeln, Vertrauen schenken, Wirkung anerkennen und öffentlich würdigen: Das stärkt die Zusammenarbeit.

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Lokal und landesweit sollte gute Praxis Kultureller Bildung besser sichtbar werden – als Anerkennung für bestehende Aktivitäten und zur Anregung neuer Initiativen. Die Durchführenden benötigen Unterstützung, um ihre Projekte öffentlich effektiv zu kommunizieren. Fortbildungen und die Einbindung in kommunale Netzwerke mit Verwaltungsmitarbeitenden und Medienvertreter*innen sowie zentrale (analoge und digitale) Plattformen für Kulturelle Bildung können dabei helfen. Eine landesweite Kampagne, ähnlich der Aktion „Machmamit! – Finde, was deins ist“ der BKJ, könnte Aufmerksamkeit und Förderinteresse wecken.

Um den Ideenreichtum der Kulturvermittelnden zu würdigen, sollten neben künstlerischen Produktionen auch kulturelle Bildungsangebote ausgezeichnet werden. Angemessen dotierte Preise auf Landesebene könnten ein Vorbild schaffen. Jährlich könnten Einrichtungen, Träger, Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen für besonders vielversprechende Konzepte zur Entwicklung kultureller Angebote ausgezeichnet werden. Außerdem sollten Förderprogramme die Ideenfindung und -ausarbeitung als eigentliches Herzstück der Projektarbeit mitberücksichtigen, z.B. mittels Konzeptionspauschalen.

Bereits bestehende Förderprogramme sollten mit Blick auf die Praxis außerhalb von Ballungszentren überarbeitet, flexibler in den Bestimmungen und vielfältiger bzw. themenund ressortübergreifender in ihren Schwerpunkten werden. Förderinstrumente müssen leicht zu inden und offen kommuniziert werden. Antragsstellung und -abwicklung könnten durch klare Handreichungen erleichtert werden. Die Mittelverwaltung sollte pauschal mitgefördert werden. Anstelle kurzfristiger Projektförderungen mit Innovationsdruck sollten Stipendien oder institutionelle Förderungen für vertrauenswürdige Organisationen und Personen ermöglicht werden. Daneben können Mikroförderungen mit schlankem, unbürokratischem Antragsverfahren Kulturelle Bildung in der Fläche stabilisieren.

Der Aufwand für Anträge und Verwaltung muss in einem angemessenen Verhältnis zur Fördersumme stehen. Bewilligungsverfahren sollten beschleunigt und auch prozessorientierte Vorhaben unterstützt werden. So würde den Akteur*innen mehr Planungssicherheit gegeben und Vertrauen in ihre Professionalität signalisiert.

Freiberufler*innen und Ehrenamtliche sind durch die Pandemie in ihrer Einsatzbereitschaft verhaltener geworden. Verantwortungsbekundungen der öffentlichen Hand und finanzielle Absicherung vermitteln das sichere Gefühl der gesellschaftlichen Wertschätzung.

Finanzen sind zentral zur Sicherung der kulturellen Bildungsarbeit. Es muss klar kommuniziert werden, dass Angebote nicht nur Kosten verursachen, sondern auch langfristige Einsparungen und Einnahmen bewirken, etwa durch höhere Bildungsabschlüsse und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Um diese Effekte besser zu belegen, sollten bestehende Daten ausgewertet und neue Studien zum monetären Nutzen von (kulturellen) Bildungswegen und -abschlüssen initiiert werden.

Wertschätzung kann sowohl durch gesetzliche Regelungen und mittels finanzieller Unterstützung als auch im zwischenmenschlichen Umgang ausgedrückt werden. Im Dialog zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft ist Transparenz und respektvolle Kommunikation entscheidend. Fach- und Austauschtreffen für Praktiker* innen, Politiker*innen sowie Mitarbeitende der Kommunen könnten einen Perspektivwechsel und Austausch auf Augenhöhe fördern, indem sie zu gegenseitigem Verständnis für die Arbeitsweisen beitragen. Veranstaltungen wie die Entwicklungs- und Forschungslabore sind geeignete Anlässe, gemeinsame Visionen, gegenseitige Anliegen und jeweilige Gestaltungsspielräume zu eruieren.

Weitere Handlungsempfehlungen zu anderen Handlungsfeldern finden Sie hier oder in unserer Publikation.

Einblicke in die Praxis

Im Folgenden präsentieren wir einige Einblicke in die Praxis. Über das Plus/Minus-Zeichen können die Beiträge ein- oder ausgeblendet werden.

Die Architektin und Museumspädagogin Tatjana Nocker hat zusammen mit anderen Künstler*innen 2017 das Projekt querKUNST initiiert und 2019 die Jugendkunstschule querKUNST e.V. gegründet. Durch querKUNST sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Kaufbeuren sich kreativ und ohne Leistungsdruck entfalten können, in offenen Werkstätten, themenzentrierten Projekten und kostenlosen Ferienprogrammen.

Diese Angebote sind sehr gefragt in der Allgäuer Stadt, aber auch in den umliegenden Orten, denn ein Teilbereich der Jugendkunstschule ist mittlerweile die Kooperation mit Schulen in ländlichen Räumen. In Outreach- Programmen wird Kindern und Jugendlichen ermöglicht, in den Genuss der kreativen Angebote zu kommen – trotz Distanzen. Kulturelle Teilhabe ist hierbei ein wesentlicher Faktor: Die Mitmachkosten sind niedrig gehalten bzw. fallen ganz weg, um niemanden auszuschließen.

querKUNST Kaufbeuren hat sich über die Jahre beeindruckend gut vernetzt mit anderen Einrichtungen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales. Neben der Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten sind Kooperationspartner von quer- KUNST: städtische Einrichtungen wie das Kulturamt, die Stadtbücherei, das Stadtmuseum, das Kunsthaus, der Stadtjugendring und die vhs, aber auch die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren e.V., die KJF, der Arbeitskreis asyl Kaufbeuren oder der Bund Naturschutz in Bayern e.V.

Die anfängliche Förderung durch die Kommune deckte die Kaltmiete und hat sich inzwischen mehr als verdoppelt. Bei einem Umsatz von 200.000 € pro Jahr werden zwei Drittel über Drittmittel aufgebracht. Daher sind die Administration, Organisation und Fördermittelakquise nicht mehr ehrenamtlich zu stemmen. Die Stadt Kaufbeuren stellt für einen Teil der laufenden Kosten einen Haushaltsposten im Budget der Stadtkultur ein.

Gefördert werden viele Projekte der Jugendkunstschule außerdem vom Bundesförderprogramm „Kultur macht stark” sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. querKUNST Kaufbeuren ist Mitglied beim Landesverband der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen (LJKE) Bayern.

Mehr zu querKUNST Kaufbeuren finden Sie hier: querkunst-kaufbeuren.de.

„Kinder wirken als Türöffner […]: Eltern, Großeltern kommen mit den Kindern!“ Anna-Helena Klumpen, Katrin Savvulidi / SCHIESSLHAUS AiR

Das SCHIESSLHAUS AiR ist ein internationales Künstlerhaus im denkmalgeschützten und aufwendig sanierten „Schießl-Haus“, mitten in Kollnburg im Bayerischen Wald. Bereits im Sanierungskonzept war vorgesehen, das historische Handwerkerhaus künftig als Haus für die Kunst zu führen.

Dass dies möglich war, liegt an engagierten Macher*innen, aber auch am politischen Willen auf kommunaler bzw. regionaler Ebene.

„Die Trägerschaft zu übernehmen ist für so eine kleine Gemeinde ungewöhnlich […]“, erzählt der Kollnburger Bürgermeister Herbert Preuß beim Labor für Kulturelle Bildung in Niederbayern. „Aber die Entwicklung spricht für sich […]. Ich glaube, dass das Potenzial riesengroß ist, nicht bloß in der Gemeinde, sondern auch im Landkreis. […] Wir bereuen es nicht, dass wir es gemacht haben, wir freuen uns: Der Erfolg gibt uns allen in bestimmter Weise auch recht“ betont er.

Das Artist-in-Residence-Programm in Kollnburg ermöglicht einen künstlerischen Austausch auch über Grenzen hinweg. Im SCHIESSLHAUS finden jährlich Künstler*innen aus der Region, aber auch internationale Künstler*innen einen Ort für ihr Schaffen. Eng verknüpft mit den seit 2018 etablierten Künstlerresidenzen ist ein Vermittlungsprogramm, wobei die Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort im Vordergrund steht. Bei den kunstpädagogischen Workshops, die entweder im Künstlerhaus oder an den Schulen stattfinden, lernen Kinder und Jugendliche Themen und Techniken der Bildenden Kunst kennen und präsentieren ihre Werke in einer Vernissage.

Zur Erhöhung der Sichtbarkeit bietet das SCHIESSLHAUS AiR jedes Jahr künstlerische Angebote für das örtliche Ferienprogramm an sowie offene Ateliers und klinkt sich aktiv in den lokalen Ereigniskalender ein (Aktivitäten z.B. zu Sonnwendfeiern).

Die beiden Kulturmanagerinnen Anna-Helena Klumpen und Katrin Savvulidi betonen die Wertschätzung durch die lokale Politik und den Landkreis als wertvolle Unterstützung und unterstreichen, wie wichtig der Vertrauensaufbau sowie die Aspekte der Mehrwertschaffung für die Gemeinde sind. Hierfür ist regelmäßige Überzeugungsarbeit in der direkten Begegnung mit der Bevölkerung und in den Gremien notwendig.

Die Kuratorinnen des SCHIESSLHAUS waren 2023 auch treibende Kräfte für eine Bewerbung der Region als Modellregion für ein bundesweites Projekt, in dem Kultur-, Demokratie- und Regionalentwicklung zusammengedacht werden soll. Mit dem kollaborativen Projekt „Kunst und Demokratie im Bayerischen Wald” im Rahmen des Aller.Land-Programmes gibt es nun finanzielle Ressourcen für einen Entwicklungs- und Erprobungsprozess in der Region. Die Präsenz von ambitionierten und engagierten Kulturgestalter*innen und die enge Zusammenarbeit zwischen diesen und den kommunalen Verwaltungen bergen große Potenziale für die Regionalentwicklung.

Mehr Informationen zum Schiesslhaus AiR finden Sie hier: schiesslhaus-air.eu.

„Der Circus als Rahmen funktioniert aus sich heraus als Motivation.“ Peter Bethäuser, Circus Luna

Seit 1993 führt der Circus Luna kreative Circusprojekte für Kinder und Jugendliche durch, seit 2003 im eigenen Hof, einem ehemaligen Mühlenanwesen. Der Familienbetrieb besteht aus dem Ehepaar Claudia und Peter Bethäuser sowie erfahrenen Artist*innen, qualifizierten Circuspädagog*innen, Circus-Jugendübungsleiter*innen, Circus-Trainer*innen und FSJler*innen.

Ziel der Circus-Arbeit sind die Erziehung zu Mündigkeit, die Förderung eines Gemeinschaftssinns, Selbst- und Körperbewusstsein und Entwicklung von künstlerischem Ausdrucksvermögen – immer mit dem individuellen Mitspracherecht als Leitbild. Das breite circensische Angebot stellt sicher, dass die Kinder und Jugendlichen sich selbständig aussuchen können, woran sie arbeiten möchten.

Einwöchige Feriencamps, Klassenprojekte und Schullandheimaufenthalte, sowie Kursangebote sind in verschiedene Altersgruppen gestaffelt. Die Kooperationsmöglichkeit mit Schulen hat schon lange 100% Auslastung erreicht: Letztes Jahr nahmen 25 Vierte Klassen aus der nächsten Umgebung teil. Pro Jahr kommen durchschnittlich 1.000 Heranwachsende für mindestens eine Projektwoche an den Hof, 500 werden in den mobilen Formaten aufgesucht. Hierdurch werden jährlich etwa 45.000 Bildungsstunden geleistet. Die rund 35 Circusvorstellungen bringen 7.000 Zuschauer*innen pro Jahr in das Viermaster-Zelt.

Circus Luna war einer der ersten „FSJKultur“- Träger in Bayern und sieht sich als sozialräumlicher Bildungspartner, vor allem für die Grund- und Mittelschulen in der direkten Umgebung. Trotz dieser langjährigen Erfolgsgeschichte berichtet Leiter Peter Bethäuser, dass sich während der Corona-Pandemie Kooperationen mit kommunalen Partnern sowie Auffangprogrammen durch verschiedene Ebenen der öffentlichen Hand als kompliziert gestalteten. Er sieht eine mangelnde Präsenz der Sparte in institutionellen Förderregularien und begrüßt den beginnenden Austausch wie etwa beim Labor Unterfranken: „In 20 Jahren ist hier noch nie jemand vorbeigekommen, der in einem anderen Kontext Kulturarbeit macht, oder aus der Politik“, so Peter Bethäuser.

Mehr zum Circus Luna finden Sie hier: circusluna.de.

Weitere Inhalte aus dem „Land schafft Kultur“-Projekt

Das Handlungsfeld Beratung und Begleitung ist ein Ergebnis der wissenschaftlichen Auswertung der Informationen, die im Projekt „Land schafft Kultur“ der LKB:BY auf sieben Entwicklungs- und Praxislaboren erhoben wurden. Mehr zu diesen Laboren finden Sie hier.

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Weitere Tätigkeiten der LKB:BY

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Das Projekt „Land schafft Kultur“ wird gefördert von: