„Land schafft Kultur“ – Rückblick Labor Schwaben

Das Projekt „Land schafft Kultur“ der LKB:BY hat zusammen mit der Beratungsstelle „Kultur macht stark“ Bayern am 26./27. April 2024 den Stadtsaal Kaufbeuren in ein Labor für Kulturelle Bildung verwandelt. Vor Ort konnten sich Menschen aus dem Kultur-, Bildungs-, Jugend- und Sozialbereich miteinander vernetzen und gemeinsam an einer Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse sowie an Zukunftsimpulsen und Partnerschaften für Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen arbeiten. Mit zahlreichen Akteur*innen aus der Region konnte eine gelungene Veranstaltung mit Good-Practice-Beispielen, Vernetzungs- und Beratungsmöglichkeiten, kreativen Impulsen und Diskussionsräumen durchgeführt werden. Dafür bedanken wir uns herzlich bei den jeweiligen Akteur*innen.

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26.04.2024 – Tag 1: Beratungs- und Vernetzungstag „Kultur macht stark“

Der erste Tag wurde vom Team der Beratungsstelle „Kultur macht stark“ Bayern ausgerichtet. Der Tag startete im Stadtsaal Kaufbeuren mit einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Oliver M. Reuter (Institut für Kunstpädagogik Universität Würzburg) und Monika Schubert (Menschen im Aufwind e.V.) zum Thema „Ästhetische Bildung für Kinder und Jugendliche in sozial anspruchsvollen Situationen“. Mit einbezogen wurden dabei das Forschungsprojekt [waebi] – Wirkungen ästhetischer Bildung sowie das Wirken des gemeinnützigen Vereins Menschen im Aufwind e.V. aus Marktoberdorf. Die beiden Referent*innen machten mit dem Blick aus Praxis und Forschung eindrücklich klar, wie wirkungsvoll Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, die in bildungsbezogenen Risikolagen aufwachsen, sein kann.

Anschließend stellte die Beratungsstelle das Bundesförderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vor und drei Programmpartnerinnen präsentierten ihre Fördermöglichkeiten: Kira Overkämping von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) stellte „Künste öffnen Welten“ vor, Sonja Linke vom Bundesverband Freie Darstellende Künste das Programm „tanz +  theater machen stark“ und Laura Begeja informierte über die „Leseclubs“ der Initiative Stiftung Lesen.

Nach den inhaltlichen und administrativen Aspekten von „Kultur macht stark“ folgte ein Blick in die Praxis mit „Kultur macht stark“-Projekten. Während Nartan Niemeyer (Kuck und Lausch Theater Tussenhausen) Einblicke in medien- und theaterpädagogische Projekte ermöglichte, präsentierte Tatjana Nocker (querKUNST Kaufbeuren) kunstpädagogische Projekte, die sie seit mehreren Jahren in Kaufbeuren durchführt.

Mit dem „Markt der Möglichkeiten“ wurde der Nachmittag eingeläutet. Die Teilnehmenden konnten aus drei verschiedenen Programmpunkten je zwei Angebote wählen. Die Beratungsstelle bot eine Beratungswerkstatt, das Projektteam „Land schafft Kultur“ der LKB:BY eine Zukunftswerkstatt zum Thema „Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ und Nartan Niemeyer vom Kuck und Lausch Theater mit dem Maskentheater einen theaterpädagogischen Praxis-Workshop an.
Die Pausen zwischen den Angeboten wurden von den Teilnehmenden zum intensiven Austausch und zur Vernetzung genutzt, so dass künftig in Schwaben hoffentlich viele neue „Bündnisse für Bildung“ entstehen.

27.04.2024 – Tag 2: Praxislabor und Zukunftswerkstatt „Land schafft Kultur“

Zu Tag 2 begrüßte das Vorstandsmitglied der LKB Bayern, Birgit Echtler, etwa 30 Teilnehmer*innen. 
Die 3. Bürgermeisterin von Kaufbeuren, Dr. Erika Rössler, gab in ihrem Grußwort einen kurzen Abriss über die Unterstützung seitens der Stadt für die Kultur und die Kulturelle Bildung. Sie bedauerte finanzielle Engpässe, aber bekannte sich im Namen der Stadt zu Kultur und kultureller Bildung als etwas, das weiter nach Möglichkeit zu fördern sei.

Nach der Vorstellung des Projektes “Land schafft Kultur” durch Anna Reitberger (Projektleitung) gab Felix Taschner von der Beratungsstelle “Kultur macht stark” Bayern einen Rückblick über Tag 1 des Labors.

„Land schafft Kultur“-Projektreferentin Lisa Hrubesch teilte die Teilnehmer*innen mit einigen Ice-Breakern in fünf Kleingruppen auf, die drei Stunden Zeit hatten, einander und ihre Arbeit kennenzulernen, sich über Gelingensbedingungen und Verbesserungsvorschläge der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen auszutauschen und ihre Ergebnisse dem Plenum vorzustellen. Die Ideen der Teilnehmer*innen sind die Grundlage für die Handlungsempfehlungen, die die LKB:BY im Herbst 2024 an politische Entscheider*innen weitergibt.

Am Nachmittag erfuhren die anwesenden Gäste in zwei Impulsreferaten mehr über Fördermöglichkeiten und -praktiken im Bezirk Schwaben und in anderen Bundesländern: Christine Wingert von der Kulturpolitischen Gesellschaft berichtete von der Studie »Vernetztes Handeln für Kultur in ländlichen Räumen« (NetKulaeR) und betonte, dass „gerade in den dünn besiedelten ländlichen Räumen Kulturschaffende auf regionale Vernetzung angewiesen sind.“ Welche Strukturmaßnahmen dazu in den unterschiedlichen Bundesländern entwickelt wurden, fasste Frau Wingert in ihrem Vortrag zusammen. Sie bot damit einen Strauß an Inspirationen für mögliche zukünftige Strukturförderungen in Bayern. So illustrierte sie anhand eines Beispiels aus Niedersachsen die Wichtigkeit stetiger Arbeit: Eine erfolgreich eingeführte Schnittstelle zwischen Theater und Schule wurde nach drei erfolgreichen Jahren nicht weiter gefördert. Wissen und Expertise sind so verloren, der Gewinn der Investition nicht genutzt.

Der Leiter der Kulturverwaltung (Förderungen) des Bezirks Schwaben, Harald Nerlich, sprach über die Fördermodelle des Bezirks Schwaben und unterstrich die Relevanz der Netzwerkarbeit und der direkten persönlichen Kontaktaufnahme: “Ich konnte heute bei dieser Netzwerkveranstaltung Förderempfänger kennenlernen, die wir schon seit Jahren unterstützen. Jetzt habe ich ein Gesicht und eine Ansprechpartnerin dazu.” Er riet darüber hinaus allen Antragstellern, bei Fragen oder Ideen den direkten Kontakt zu suchen.
In der anschließenden, sehr regen Fragerunde wurde der Gesprächsbedarf deutlich, viele Fragen drehten sich um die Förderrichtlinien.

Den Abschluss des Labors bildete eine kreative Reflexion des Tages, angeleitet von Iris Kunz (Theater Wichtig) und Tatjana Nocker (querKUNST Kaufbeuren). Die Labor-Teilnehmer*innen errichteten zusammen eine spontane, fragile Skulptur aus Holzleisten und Pappe vor dem Stadtsaal, die die Stichworte des Tages neu zusammenfügte.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden und vor allem bei den vielen Akteur*innen, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben. Ohne Sie und Euch wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich gewesen.