„Land schafft Kultur“ – Rückblick Labor Unterfranken

Am 7./8.2024 erkundeten wir mit einem mobilen Labor in Unterfranken einen weiteren bayerischen Bezirk im Rahmen des Projekts „Land schafft Kultur“ der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Bayern e.V. (LKB:BY). Gemeinsam mit etwa 40 Teilnehmenden aus Praxis, Kulturpolitik, Verwaltung und Wissenschaft haben wir mit dem Bus an vielen inspirierenden kulturellen Bildungsorten Station gemacht und untersucht, wie es um die Kulturelle Bildung in den ländlichen Räumen Unterfrankens steht. Dabei stand die Frage im Vordergrund, was an kulturellen Bildungsangeboten in den ländlichen Räumen Unterfrankens vorhanden ist, welche Bedarfe für Kulturelle Bildung dort existieren und was es braucht, um Kulturelle Bildung vor Ort zu stärken.

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7.3.2024 – Tag 1: Bayerische Musikakademie Hammelburg, Theater Schloss Maßbach und Circus Luna

Das Labor startete am Donnerstag, den 7.3., in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg mit Grußworten des 1. Bürgermeisters der Stadt Hammelburg, Armin Warmuth, sowie des künstlerischen Leiters der Bayerischen Musikakademie Hammelburg, Kuno Holzheimer. Anschließend boten Elisabeth Sommermeier (Kulturagentin für Westthüringen) und Jörg Wagner (kultureller Bildungsakteur in der Kunststation Oepfershausen in Südthüringen) Einblicke in ihre Arbeit im Rahmen des Programms Kulturagent*innen. In ihrem Fachimpuls beleuchteten sie unter anderem die Potenziale, die durch eine Beratungs- und Vermittlungsstelle für Kooperationen zwischen kulturell Bildenden und Schulen erschlossen werden können. In der im Anschluss an den Vortrag abgehaltenen Frage- und Feedbackrunde wurde deutlich, dass die Anwesenden sich ein vergleichbares Konzept der Kulturagent*innen für Bayern wünschen.

Nach einer Mittagspause mit Vernetzungsmöglichkeiten ging es in die Workshopphase, in der die Teilnehmenden unter dem Motto „Partizipatives Forschen: Gemeinsam Wissen sammeln, Bedarfe erkennen und Ideen entwickeln“ in Kleingruppen Informationen zum Bedarf und Bestand, sowie Ideen zur Weiterentwicklung der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen Unterfrankens sammelten.
Nachmittags besuchte die Gruppe das Theater Schloss Maßbach. Dort berichtete Anne Maar (Theaterleiterin Theater Schloss Maßbach) von den vielfältigen kulturellen und theaterpädagogischen Angeboten des Theaters sowie den damit verbundenen Herausforderungen und deren Bewältigung. Beispielsweise führe in der Zusammenarbeit mit Schulen das unterschiedliche Verständnis von Theaterpädagogik immer wieder zu Schwierigkeiten: Während hier nach Auffassung des Theater Schloss Maßbach vor allem der theaterpädagogische Prozess und weniger eine Aufführung im Sinne einer Ergebnispräsentation im Vordergrund steht, haben viele Schulleitungen die Vorstellung, dass am Ende eine theaterpädagogischen Projekts unbedingt eine Theateraufführung stehen muss. Diese Unterschiede in der Einstellung zur Theaterpädagogik können, wenn keine Einigung erzielt wird, dazu führen, dass das theaterpädagogische Angebot nicht durchführbar ist.

Zum Abschluss der Exkursion am ersten Tag, besuchten wir den Circus Luna, wo Peter Bethäuser (Circusdirektor) einen Einblick in die circuspädagogische Arbeit mit Kindern gab. Auch hier wurden Herausforderungen und Missstände angesprochen, wie beispielsweise eine wahrgenommene mangelnde Wertschätzung der geleisteten Arbeit.

Am Abend ging es zurück in die Musikakademie Hammelburg, wo Prof. Barbara Metzger (Bayerischer Musikrat/Tonkünstlerverband Bayern) einen Impuls zur kulturellen Bildung im Alter gab, bevor der Seniorentheaterclub „Die Theatralischen“ mit „Das Experiment“ ein Theaterstück über das Älterwerden aufführte, das zum Nachdenken anregte.

8.3.2024 – Tag 2: Kloster Wechterswinkel, VHS Rhön-Grabfeld und die Museen an der Schranne

Am zweiten Tag machte das mobile Labor Halt in Wechterswinkel. Auf der Fahrt dorthin tauschten sich die Teilnehmenden im Format „Ich weiß was, was du nicht weißt …“ , angeleitet durch Rebecca Opitz von der LKB Hessen, über Fördermöglichkeiten für kulturelle Bildungsprojekte aus.
Im Kloster Wechterswinkel wurden wir von Bruno Altrichter (stv. Landrat Rhön-Grabfeld), Volkmar Halbleib (MdL, SPD) und Dr. Astrid Hedrich-Scherpf (Gesamtleitung Kulturagentur Rhön-Grabfeld) begrüßt. Anschließend war Dr. Beate Kegler zu einem Gespräch über die Stärkung der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen Unterfrankens eingeladen. Da sie aufgrund des Bahnstreiks leider nicht persönlich anreisen konnte, wurde das Gespräch online geführt. In diesem Gespräch konnten die Teilnehmenden Fragen stellen und von Frau Dr. Keglers großem Erfahrungsschatz profitieren.

Anschließend moderierten Felix Gantner (Regionalmanagement Kultur Lkr. Bad Kissingen) sowie Sophia Mohr (Kulturagentur Rhön-Grabfeld) eine Bündnisschmiede, in der Vernetzung und Kooperation praktiziert werden konnten. An den vier Diskussionstischen konnten sich die Teilnehmenden zu Bedarf, Bestand und Verbesserungsmöglichkeiten von Kultureller Bildung in ländlichen Räumen auf der Ebene des Landes Bayern, der Bezirke und der Landkreise austauschen.

Nach dem Mittagessen in Wechterswinkel ging es weiter nach Bad Königshofen. Dort besuchten wir das Archäologiemuseum und lernten bei einer Führung mit Andreas Rottmann (Museen in der Schranne) und Renate Knaut (Pädagogische Leitung der VHS Rhön-Grabfeld) diesen Kulturort kennen. Spannend waren die vielen unterschiedlichen und niederschwelligen museumspädagogischen Angebote vor Ort, denen die Herausforderung gegenübersteht, die lokale Bevölkerung in die Museen zu „locken“.
Letzte Station in Bad Königshofen war das Mehrgenerationenhaus der VHS, wo wir von zahlreichen Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Herkunftsländern in einer Art Café International herzlich empfangen wurden. Hier erlbeten wir kulturelle Bildungsarbeit hautnah. Es gab verschiedene Speisen aus aller Welt, es wurde ukrainische Musik gespielt und die Teilnehmenden konnten selbst kreativ werden, einen roten Faden spinnen, Lederbeutel herstellen, kurdisch tanzen, häkeln… So endete nach zwei ereignis- und erkenntnisreichen Tagen das Labor in Unterfranken.

Wir bedanken uns herzlichst bei allen Teilnehmenden und vor allem bei den vielen Akteur*innen vor Ort, die mit Herzblut, Einsatz und Motivation zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben.